Frühling wird’s, die Sonne strahlt jeden Tag länger, und der Waldboden gleicht wieder einem großen rosaroten Teppich aus Erika. Viele von uns genießen in diesen Tagen lange Spaziergänge im Forchet, bei denen man Erholung im ruhigen Wald findet. Weniger ruhig, sondern eher bunt geht’s jedoch seit einiger Zeit auf gemeindepolitischer Ebene zu, wenn man aufs Forchet zu sprechen kommt. 2015 hätte die Firma Handl auf einer Fläche von zehn Hektar im Forchet angesiedelt werden sollen. Damals haben 1256 Haiminger Gemeindebürger dafür unterschrieben, dass dieser Waldteil als Naherholungsgebiet erhalten bleibt. Nun wird ebendiese Waldfläche wieder in Betracht gezogen für eine Erweiterung des Gewerbegebiets. Auf einer Fläche von sechs Hektar sollen Industrie- und Gewerbebetriebe Platz finden. Viele Haiminger Bürger haben im Zuge des Verfahrens gegen diesen Entwurf bei der Gemeinde Stellungnahmen eingereicht, die genaue Zahl wurde noch nicht bekannt gegeben. Es stellt sich die Frage, ob diese Umwidmung wirklich noch im öffentlichen Interesse ist? Haiming liegt mit Kommunalsteuereinnahmen von 1,5 Mio. € bereits im Jahr 2015 nach Imst und Sölden ganz vorne. Zukünftig kommt hier noch die Firma Handl als großer Steuerzahler hinzu. Auch kann Haiming nicht von sich behaupten über wenig Gewerbeund Industriegebiet zu verfügen. Allein in den letzten 30 Jahren hat sich das Gewerbe- und Industriegebiet im Forchet von 24 Hektar auf 55 Hektar mehr als verdoppelt. Auch damit liegen wir verglichen mit ähnlich großen Gemeinden im Spitzenfeld. Währenddessen wurden durch vielfältige Nutzungsänderungen und Umwidmungen allein zwischen 2005 und 2014 25,88 Hektar des Forchetwaldes gerodet. Festzuhalten ist: Das Forchet schrumpft, und das in steigendem Tempo. Damit geht auch ein einzigartiger Naturraum verloren. In einem Gutachten übers Forchet aus dem Jahr 2015 wird festgestellt, dass dieser Wald ein „hochwertiges Biotop“ ist, ein wichtiger Lebensraum für viele gefährdete und geschützte Tier- und Pflanzenarten. Es werden darin konkrete Schutzmaßnahmen empfohlen, um dieses wertvolle Naturjuwel zu erhalten. Das öffentliche Interesse hat sich gewandelt. Immer mehr Haiminger wünschen sich den Erhalt dieses wertvollen Natur- und Erholungsraums anstatt weiterer Umwidmungen. Haiming steht vor grundlegenden Fragestellungen: Wie soll es mit unserer Gemeinde und dem Forchet weitergehen? Wollen wir Wirtschaftsvergrößerung um jeden Preis? Wie wir uns in diesen Fragen entscheiden, wird langfristige Konsequenzen haben. Umso wichtiger ist es, diesen Dialog auf breiter Ebene zu führen, sodass alle Stimmen gehört werden. Wir wünschen uns dabei einen respektvollen Austausch auf Augenhöhe und hoffen auf eine langfristig orientierte, alle Interessen vereinende Entwicklung der Gemeinde Haiming.
Text und Foto: Marianne Götsch